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Publication date: 20 Jun 2023

IDC Studie: Lediglich 30 Prozent deutscher Unternehmen haben eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie für ihre IT

Nachhaltigkeit ist schon lange kein „Nice-to-have“ mehr. Der Ruf danach wird immer lauter und bringt Unternehmen dazu, das Thema ernsthaft und umfassend zu adressieren. Umweltorientierte Nachhaltigkeitsansätze sind dabei ebenso entscheidend wie sozial- und governanceorientierte. Nicht nur, um nachhaltiger zu werden, sondern auch um Kosten zu reduzieren, den Geschäftserfolg zu sichern und die Resilienz zu steigern. Wie Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit – durch IT und von IT – angehen und vor welchen Herausforderungen sie dabei stehen, hat die neue IDC Studie „IT & Sustainability in Deutschland 2023“ zutage gefördert:

Lediglich 30 Prozent haben bereits eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie

Fachkräftemangel sowie veraltete IT-Infrastrukturen sind für jeweils ein Viertel der Unternehmen die größte Herausforderung bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele

Für jedes zweite Unternehmen sind Cloud-Lösungen die Top-Technologien für nachhaltige Unternehmens- und Wertschöpfungsprozesse

Um zu diesen Ergebnissen zu gelangen, hat IDC im April 2023 in Deutschland eine primäre branchenübergreifende Marktbefragung von 210 Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitenden durchgeführt.

Deutsche Unternehmen haben erkannt: Nachhaltigkeit bietet neue Chancen und Potenziale für das Business

Aufgrund der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Lage ist die Situation in den deutschen Unternehmen nach wie vor angespannt. Dass das Thema Nachhaltigkeit und nachhaltige IT- und Wertschöpfungsprozessen einen entscheidenden Beitrag für den Geschäftserfolg und die Business Resilienz leisten können, haben die Unternehmen offensichtlich erkannt und zeigt sich mit Blick auf die Haupttreiber: Kostensenkung (30 Prozent), Effizienzverbesserung (20 Prozent), sowie Compliance und Möglichkeit für Innovation (jeweils 19 Prozent). Um das Potenzial zu realisieren, wird in nachhaltige Wertschöpfungsprozesse und IT investiert: Über zwei Drittel haben im Jahr 2023 das gleiche oder ein höheres IT-Budget für nachhaltige IT-Projekte zur Verfügung als noch im Jahr 2022. „Wir sehen, dass neben strategischen, operativen und organisatorischen Änderungen vor allem auch moderne IT-Technologien für das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele und die Realisierung der Chancen eines nachhaltigen Business elementar sind“, sagt Sabrina Schmitt, Senior Consultant bei IDC.

Lediglich 30 Prozent der Organisationen in Deutschland haben eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie

Nachhaltigkeit ist vielfältig, neben umweltorientierten müssen zunehmend sozial- und governanceorientierte Aspekte berücksichtigt werden. Das ist nicht trivial und macht eine konkrete Herangehensweise in Form einer Nachhaltigkeitsstrategie unabdingbar. Ein Großteil der befragten Unternehmen in Deutschland ist davon jedoch noch weit entfernt. Lediglich 30 Prozent haben aktuell eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie, bei der Initiativen und Maßnahmen langfristig aufgesetzt, Ziele streng definiert und sämtliche Unternehmens- und Wertschöpfungsprozesse sowie die IT eingebunden sind. Andere haben zumindest ein konkretes Nachhaltigkeitsprogramm (31 Prozent) oder mehrere individuelle, aber nicht zwingend zusammenhängende Initiativen (25 Prozent), beide Ansätze verfolgen eher punktuelle Maßnahmen und sind kurz- bis mittelfristig gedacht. Aus Sicht von IDC müssen diese dringend in langfristige, strategische Initiativen umgewandelt werden, um Schritt für Schritt einem ganzheitlichen Ansatz näherzukommen.

Mehrheit plant ambitionierte Nachhaltigkeitsziele – Fachkräftemangel und veraltete IT-Infrastrukturen bremsen die Umsetzung aus

Mit der Reduzierung von Abfall (60 Prozent), der Senkung des Energieverbrauchs (57 Prozent) und der Verbesserung der Employee Experience (49 Prozent) konzentrieren sich Unternehmen aktuell auf Ziele, die kurzfristig bzw. zügig umgesetzt werden können. Innerhalb der nächsten 1–2 Jahre weiten die Unternehmen mit der CO2-Neutralität (45 Prozent), der Zusammenarbeit mit Lieferanten, die die eigenen Ziele teilen (45 Prozent) und dem Bezug von Energie aus erneuerbaren Quellen (43 Prozent) ihre Maßnahmen sukzessive aus und verfolgen ambitionierte Ziele.

Die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen konfrontiert Unternehmen jedoch mit einer Vielzahl von Hürden. Der Mangel an Fachkräften bzw. Fachwissen ist die größte Herausforderung. Das ist kritisch, denn zum einen fehlen die Fachkräfte, um nachhaltigkeitsfördernde Projekte umzusetzen, und zum anderen wird das Nachhaltigkeitsprofil eines Unternehmens den Studienergebnissen zufolge zunehmend zu einem wichtigen Entscheidungskriterium für neue Talente (59 Prozent). Eine weitere große Hürde stellen veraltete IT-Infrastrukturen dar. Legacy-IT ist häufig nicht nur aufwendig zu betreiben, sondern kann nachhaltige Initiativen gar nicht erst umsetzen. Mit einer modernisierten, digitalisierten und von Beginn an nachhaltig gestalteten IT-Infrastruktur können und sollten die Unternehmen hier gegensteuern, um ihre geplanten Ziele umsetzen zu können.

Nachhaltigkeitskennzahlen werden genutzt – Granularität ist noch ausbaufähig

Nur was erfasst bzw. gemessen wird, kann auch bewertet und verbessert werden. Das bestätigen auch die Ergebnisse. Im Hinblick auf die interne IT-Infrastruktur wird derzeit vorrangig der Energieverbrauch getrackt (37 Prozent). Künftig steht die Erfassung der Energieeffizienz (46 Prozent) im Fokus. Prinzipiell sollte immer beides erfasst werden, um Rückschlüsse auf geeignete Einsparmaßnahmen zu ziehen. Kennzahlen, die nicht miteinander ins Verhältnis gesetzt werden und keinen Trend aufzeigen können bzw. nicht regelmäßig und feingliedrig erfasst werden, sind wenig zielführend. Bei letzterem haben die Unternehmen noch Optimierungspotenzial, denn der Energieverbrauch der internen IT-Infrastruktur wird mehrheitlich insgesamt – also für das Gesamtrechenzentrum – erfasst (38 Prozent). Ein jeweils deutlich geringerer Teil erfasst den Energieverbrauch für einzelne Server und Netzwerk-Devices (20 Prozent), Racks (14 Prozent), Applikationen (12 Prozent) oder einzelne Endgeräte (2 Prozent). Damit sich Verbräuche exakt zuordnen und am Ort des Entstehens einsparen lassen, birgt eine granulare Erfassung hohes Potenzial.

Unternehmen setzen auf moderne Maßnahmen und IT-Lösungen, um Wertschöpfungsprozesse, aber auch die IT selbst nachhaltiger machen

Um nachhaltiger zu werden, stehen eine Vielzahl an Technologien und IT-Lösungen zur Verfügung. Um das Unternehmen bzw. Wertschöpfungsprozesse nachhaltiger zu gestalten, setzen 52 Prozent auf Private oder Hybride Cloud-Umgebung. Weitere 45 Prozent auf die Public Cloud und 43 Prozent auf Technologien für Remote Work. Besonders Public Clouds bzw. Hybrid Clouds können unter anderem durch Virtualisierung, Skalierungseffekt sowie eine bessere Auslastung nachhaltiger sein als reine On-Premise-Bereitstellungsmodelle. Konkrete Vorteile von Cloud in puncto Nachhaltigkeit sehen die Unternehmen in der Senkung der Energiekosten (39 Prozent), der Verringerung des CO2-Abdrucks (25 Prozent), sowie einer verbesserten Business Resilienz (22 Prozent). Technologien wie KI, ML, Predictive Analytics und IoT, werden von den Unternehmen derzeit weniger genutzt, sind in den nächsten 12-24 Monate jedoch umfassend geplant. Ein guter Ansatz, da mittels KI, Predictive Analytics und im Rahmen von IoT kontinuierlich Daten erfasst und ausgewertet werden können und somit frühzeitige Verbesserung von Verbräuchen und Effizienten möglich sind. Um die IT-Infrastruktur selbst nachhaltiger zu machen, setzt jeweils ein Drittel auf neue Hardware, ein verbessertes Energiebewusstsein für Softwareanwendungen (Green Coding) und ein Mix aus erneuerbaren Energiequellen bei der Energieversorgung.

Gesetzliche Regularien fördern Nachhaltigkeit: 58 Prozent der ab 2024 vom LkSG betroffene Unternehmen sind bereits heute compliant

Vorgaben in Bezug auf Nachhaltigkeit werden immer häufiger formuliert, reguliert, kontrolliert und sanktioniert. In Deutschland verpflichtet das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden (ab 2024 mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden) zu Sorgfalts- und Reportingpflichten in Bezug auf Menschenrechts- und Umweltverstöße in ihrer Lieferkette. 58 Prozent der befragten Unternehmen, die ab 2024 betroffen sind, geben an, dass sie schon jetzt gesetzeskonform sind. Ein Drittel ist zwar noch nicht völlig gesetzkonform, hat aber bereits fortgeschrittene Maßnahmen ergriffen. Es lohnt sich, Herausforderungen wie einen hohen organisatorischen Aufwand (36 Prozent), Schwierigkeiten bei der Lieferantenzertifizierung (33 Prozent) sowie einen hohen Personal- und Kostenaufwand (jeweils 32 Prozent) zu überwinden, um neben der ohnehin unumgänglichen Gesetzeskonformität zusätzliche positive Effekte wie Qualitätssicherung (42 Prozent), Rechtssicherheit (38 Prozent) und eine erhöhte Kooperation entlang der Lieferkette (33 Prozent) zu nutzen. Auch Unternehmen, die nicht LkSG-pflichtig sind, aber durch LkSG-pflichtige Geschäftspartner indirekt betroffen sind, können profitieren, da eigene Prozesse mitunter optimiert und nachhaltig gestaltet werden müssen.

Die neue EU Corporate Sustainability Reporting Directive (EU-CSRD) verpflichtet ab 2025 Unternehmen dazu, ihre Einflüsse auf die Umwelt und Gesellschaft transparent darzulegen. Die Grundlagen dafür sind vorhanden: 87 Prozent der Befragten erfassen bereits ihre Nachhaltigkeits- bzw. ESG-Performance. Als Lösungen dafür werden Business-Software (41 Prozent), aber auch häufig Excel-Tabellen (33 Prozent), spezifische ESG-Tools (32 Prozent) oder spezifische CO2-Management-Tools (31 Prozent) genutzt. Die Nutzung von Excel-Tabellen ist aus IDC Sicht alarmierend, besonders vor dem Hintergrund, dass die Sicherstellung der Datengenauigkeit für 57 Prozent der Unternehmen die größte Herausforderung bei der ESG-Berichterstattung ist.

Fazit

Die Notwendigkeit und Dringlichkeit von Nachhaltigkeit sowie nachhaltigen IT- und Wertschöpfungsprozessen ist den meisten deutschen Unternehmen bewusst. Die Entwicklungen auf dem Energiemarkt, der Klimawandel sowie das wachsende Bewusstsein für Menschenrechte und Geschäftsethik treiben das Thema aktiv voran. Ebenso wird Nachhaltigkeit zunehmend zu einem zentralen Erfolgs- und Differenzierungsfaktor, der Geschäftserfolg und Resilienz maßgeblich beeinflusst. Wie die Studienergebnisse eindrucksvoll zeigen, ist der größte Treiber die Kostenreduzierung. Das spiegelt einerseits den Druck wider, unter dem Unternehmen derzeit stehen, zeigt andererseits aber auch, dass Nachhaltigkeit einen klaren Geschäftswert hat und eben nicht mehr nur ein „Nice-to-have“ ist. Hinzu kommen weitere Treiber wie Effizienz, Innovationskraft und Risikominimierung. Aber auch die zunehmenden und strenger werdenden Gesetze in Bezug auf Nachhaltigkeit machen ein aktives Handeln und gezielte Investitionen unerlässlich.

Daher ist jetzt die Zeit an bereits erreichte Ziele anzuknüpfen, darauf aufzubauen und diese sukzessive zu erweitern. Eine klare ganzheitliche Strategie sowie realistische Ziele sind dafür ebenso essenziell wie die Gewinnung von Informationen und neuer Erkenntnisse aufgrund von KPI. Bereits heute sind, den Studienergebnissen zufolge, einige Initiativen und Maßnahmen umgesetzt sowie Technologien und Tools im Einsatz, um das Unternehmen und seine Wertschöpfungsprozesse sowie die IT an sich nachhaltiger zu machen. Trotzdem steht es außer Frage, dass die Unternehmen weiter handeln und investieren müssen, um ihre Prozesse zu digitalisieren und moderne Maßnahmen und IT-Lösungen nutzen zu können. Beides ein Garant, nicht nur um die Nachhaltigkeit, sondern auch den Geschäftserfolg und die Resilienz langfristig zu sichern.



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