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Publication date: 12 Oct 2022

IDC-Studie: 60 Prozent der deutschen Unternehmen investieren in zukunftsfähige Data Center

Die Data Center in deutschen Unternehmen befinden sich im Umbruch. Immer mehr Firmen nutzen externe Infrastruktur-Ressourcen. Aber auch die unternehmensinternen Data Center rüsten auf, um Kostenexplosionen, IT-Sicherheit und Compliance in den Griff zu bekommen. Die Realisierung dieser Veränderungen gewinnt zunehmend an Fahrt:

  • Deutlicher Anstieg gegenüber 2020: Bereits 74 Prozent der Unternehmen nutzen externe Ressourcen vollumfänglich oder zumindest teilweise für ihre Kernapplikationen
  • Es wird moderner: Immerhin 25 Prozent bauen neue Rechenzentren, weitere 35 Prozent investieren in die umfassende Modernisierung ihrer Data Center
  • Sustainability spielt wichtige Rolle: 85 Prozent arbeiten an einer CO2-Reduktion und weiteren Initiativen für mehr Nachhaltigkeit

Das sind einige der Kernergebnisse der aktuellen IDC-Studie „Data Center in Deutschland 2022“, die auf einer branchenübergreifenden Befragung von 150 Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern im August 2022 basiert.

Die meisten IT-Entscheider befinden sich im Spannungsfeld zwischen IT-Investitionen für das klassische Data Center und der Diversifizierung der IT-Ressourcen in Public Cloud Services, Colocation, klassischem Outsourcing oder Edge Computing. Dabei gilt es, einerseits getätigte Investitionen zu schützen und andererseits ausreichende Mittel für die Modernisierung der IT-Ressourcen einzuwerben. Das gelingt der Mehrheit der Befragten immer besser, aber häufig setzen Kosten, Neupositionierungen der Unternehmen oder Personalknappheit Grenzen.

Top-Herausforderungen: Business-Anforderungen und externe Rahmenbedingungen geben Geschwindigkeit der Technologieadaption vor

Das Jahr 2022 zeigt sehr plastisch, dass der betriebliche Alltag künftig viel stärker als bisher durch Unsicherheiten geprägt sein wird. Unternehmen müssen in Zukunft mit einem volatileren Business rechnen. Die IT insgesamt und die IT-Infrastruktur müssen diese Veränderungen mit mehr Agilität und Flexibilität unterstützen, sowohl kurzfristig als auch in langfristig angelegten Projekten. An erster Stelle der Business-Herausforderungen sehen die IT-Entscheider die Gewährleistung von IT-Sicherheit und Compliance (32 Prozent). Beide Themen sind direkt businessrelevant. Zur Abwehr der permanent wachsenden Cyberattacken muss die IT-Infrastruktur robust und resilient sein. Kosten und Produktivität (29 Prozent) werden auch für IT-Entscheider immer wichtiger. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Die steigenden Energiepreise zwingen die Verantwortlichen im Data Center zum sofortigen Handeln. Die erforderliche Modernisierung (29 Prozent) kann im Data Center sowohl mit dem Austausch der baulichen Anlagen als auch mit neuer IT erreicht werden. Das Problem besteht für viele Entscheider in der Erreichung sofort erzielbarer Kosteneffekte im Data Center als auch in der langfristigen Positionierung des Data Centers als eine Quelle der digitalen Infrastruktur des Unternehmens.

Die Rolle des Data Center als dominierende IT-Ressource verschiebt sich

„Die strategische Position des Data Centers im Unternehmen verschiebt sich“, sagt Matthias Zacher, Senior Consulting Manager bei IDC und Projektleiter der Studie. „Unsere Studie belegt, dass Agilität, Sicherheit, Datenhoheit, Nachhaltigkeit und Kostenflexibilität nur mit einer Kombination aus verschiedenen IT-Infrastruktur Ressourcen sichergestellt werden kann“.

Das Data Center war und ist für viele Unternehmen die zentrale Instanz für den Betrieb ihrer geschäftskritischen Anwendungen. Heute sinkt der Stellenwert dieser Nutzungsform, denn die Entscheider können aus einer Vielzahl von Plattformen und Nutzungsmodellen wählen. Somit überrascht es nicht, dass 74 Prozent externe Ressourcen vollständig oder teilweise für ihre geschäftskritischen Anwendungen nutzen. Diese Entwicklung wird zum Teil von den Anbietern von Standardsoftware getrieben, die neue Releases oder Funktionsbausteine nur noch als Public Cloud Service bereitstellen. „Allerdings sehen wir nicht, dass sich der Stellenwert der Data Center vollständig wandelt. Eigenentwickelte Lösungen, hochgradig modifizierte Standardanwendungen und spezielle Anforderungen wie zum Bespiel High Performance Computing rechtfertigen weiterhin Investitionen in Data Center”, so Zacher.

Vielzahl an Aufgaben zeigt Komplexität des Data-Center-Betriebs

Entscheider müssen genau abwägen, welche Rolle das Data Center im Infrastruktur-Mix strategisch aussehen soll. Die Befragung zeigt, dass es weiterhin die zentrale IT-Ressource ist. Immerhin 35 Prozent der Unternehmen planen eine umfassende Modernisierung ihrer Data Center und weitere 25 Prozent werden neue Data Center errichten.

Um die aktuellen Marktanforderungen zu beherrschen und die Fachbereiche optimal zu unterstützen, müssen die Facilities und die IT stärker aufeinander abgestimmt werden. Wie steht es aktuell mit baulichen und ausstattungsspezifischen Komponenten (Facility) aus? Die Top-Priorität ist hier die Senkung des Stromverbrauchs wegen der steigenden Energiekosten (47 Prozent). Ebenso steht eine gesteigerte bessere Nachhaltigkeit (41 Prozent) auf der Tagesordnung. Die signifikanten Energiekosten der Data Center haben ganz klar einen wirtschaftlichen Impact und stellen für viele Unternehmen eine massive Belastung dar. Weitere Prioritäten sind die Beschaffung neuer Fläche für den Aufbau oder die Anmietung von Rechenzentrums-Ressourcen zur Unterstützung von Edge Computing (46 Prozent) und eine Verbesserung der Kapazitätsplanung durch Prognose- und Analysetools (34 Prozent). Der Wert von Edge Computing liegt in der Verlagerung von Rechenkapazität an den physischen Ort, an dem die Daten erstellt werden. Dadurch lässt sich die Zeit bis zur Wertschöpfung verkürzen und Geschäftsprozesse und Entscheidungen können außerhalb der zentralen IT-Umgebung sofort umgesetzt werden. Mit Softwaretools für Data Center Infrastruktur Management (DCIM) lassen sich IT- und Facility-Management stärker verzahnen. Der Einsatz solcher Lösungen steht allerdings in den befragten Unternehmen noch am Anfang.

Die IT-Prioritäten sind ebenfalls facettenreich. An erster Stelle stehen die Verbesserung von Datensicherheit und Compliance (40 Prozent). Beide Aspekte erfordern regelmäßige Aufmerksamkeit und regelmäßiges Handeln. Hier kommen viele Unternehmen an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Ein absolut wichtiger Punkt ist für die Entscheider die schnellere Bereitstellung von Anwendungen (38 Prozent). In vielen Unternehmen genügt die vorhandene Schlagzahl nicht mehr. Die IT-Infrastruktur, also Rechenpower, Storage und Netze, bildet hierfür die Grundlage. Hohe Leistungen sind möglich, aber nicht um jeden Preis. Das zeigt das Bemühen um die Senkung der Netzwerk- und Konnektivitätskosten (36 Prozent). Bei den genannten Prioritäten stellt sich immer die Frage, ob das Data Center oder andere Formen der IT-Infrastruktur-Bereitstellung den größten Nutzen liefert.

Ein Viertel der Unternehmen plant den Bau neuer Data Center

Vorerst bleibt das eigene Data Center für viele Unternehmen aus Compliance-Gründen oder um IT-Investitionen zu schützen die erste Wahl. Immerhin planen 25 Prozent der Unternehmen den Bau neuer Rechenzentren und weitere 35 Prozent eine umfassende Modernisierung ihrer Data Center. 49 Prozent dieser Unternehmen müssen die Kontrolle über ihre Daten sicherstellen. Damit werden direkt die Themen Datensouveränität und Datenhoheit abgesichert. 44 Prozent der Entscheider sind der Meinung, dass für die vollständige Kontrolle über alle Betriebsabläufe ein unternehmenseigenes Data Center notwendig ist. Jedes Unternehmen benötigt eine vollständige Kontrolle über die Betriebsabläufe. Aus Sicht von IDC lässt sich dieses Ziel auch mit externen Ressourcen erreichen. Das ist allerdings eine anspruchsvolle Aufgabe. Immerhin 41 Prozent der Entscheider, die umfassend auf unternehmenseigene Data Center setzen, erklären, effizienter als ein Cloud-Anbieter arbeiten zu können. 33 Prozent nennen strenge Compliance-Vorgaben als Grund für eigene Data Center.

Ein Punkt bleibt in der Diskussion mitunter unberücksichtigt. Wenn Unternehmen ihre Data Center schließen oder verkleinern, müssen bei den kommerziellen Data Center Providern, Colocation-Anbietern und Hyperscalern neue Rechenzentren entstehen. Das ist deutlich anhand von Data-Center-Neubauten an etablierten und auch neuen Standorten zu beobachten. Einerseits, um näher am Kunden zu sein und andererseits, um komplexe Genehmigungsverfahren zu vermeiden und Kostenvorteile zu nutzen.

Nachhaltigkeit: Von der Marketing-Message zum Business-Enabler

Nachhaltigkeit hält mit rascher Geschwindigkeit Einzug in Unternehmen in Deutschland. 21 Prozent der befragten Unternehmen verfügen derzeit über eine unternehmensweite Nachhaltigkeitsstrategie und weitere 46 Prozent haben ein Nachhaltigkeitsprogramm auf den Weg gebracht. Großunternehmen sind hier schon etwas weiter vorangeschritten als Organisationen mit weniger als 1.000 Mitarbeitenden. IDC erwartet in den kommenden Jahren eine Weiterentwicklung hin zu einem umfassenden unternehmensweiten Ansatz in den meisten Organisationen. Aus Data- Center-Perspektive ist Nachhaltigkeit ein harter Businessfaktor. 81 Prozent beziehen ganz oder teilweise grüne Energie und 77 Prozent arbeiten an der Reduzierung ihres Stromverbrauchs. Nachhaltigkeit wird sich zukünftig immer stärker neben anderen Business-Faktoren etablieren und Unternehmen langfristig auf einer strategischen Ebene begleiten.

Datensouveränität wird für 84 Prozent der Unternehmen zum kritischen Aspekt

Digitale Souveränität und Datensouveränität bzw. Datenhoheit gewinnen zunehmend an Bedeutung. Dabei geht es um die vollständig selbstbestimmte Kontrolle der Erhebung, Speicherung, Nutzung und Verarbeitung eigener Daten. Für 34 Prozent der Entscheider ist die digitale Souveränität eine grundlegende Komponente der IT- und Businessstrategie. Die Befragung zeigt, dass deutlich mehr sehr große Unternehmen das Thema digitale Souveränität auf der Agenda haben als der in Deutschland starke Mittelstand. Hier sehen wir noch großen Nachholbedarf. Weitere 56 Prozent entwickeln das Thema Datenhoheit schrittweise weiter. Hier sind die Anbieter klar gefordert. Allerdings gab es in den vergangenen Jahren nur wenige marktfähige Angebote der Provider und Hyperscaler. Diese Situation hat sich gewandelt. Sowohl die Hyperscaler als auch lokale Anbieter gehen verstärkt mit Angeboten für die souveräne Cloud an den Markt. Das ist vor dem Hintergrund der steigenden Nutzung externer Offerings aus IDC-Sicht auch dringend erforderlich.

Fazit

Das Gesamtfazit ist eindeutig. Die Data Center durchlaufen aktuell eine weitreichende Transformation. Diese Transformation verfolgt zwei wesentliche Zielrichtungen. Die Entscheider positionieren zum einen die Rolle ihrer Data Center in der Nutzung der unterschiedlichen Bezugsmodelle für IT-Infrastruktur neu. Das ist ein notwendiger Schritt, um aus der Vielfalt der unterschiedlichen Lösungsansätze den optimalen Ressourcen-Mix für das Unternehmen zu schaffen. Zum anderen nutzt Informationstechnologie immer stärker cloudbasierte Services unterschiedlichster Form und fast jedes Data Center wird mittelfristig selbst zur Cloud werden oder zumindest in cloudbasierte Prozesse eingebunden sein.

Parallel dazu müssen die Ad-hoc-Herausforderungen angegangen werden. Kostensenkungen und Kostentransparenz, die Nutzung von standardbasierter IT, Automatisierung der Abläufe, intelligente Lösungen und eine engere Verzahnung von Facility und IT – zusammengefasst eine Industrialisierung der Abläufe im Data Center – ist ein zentraler Lösungsansatz. Hier sehen wir viele Unternehmen bereits auf dem richtigen Weg.

Machen die Unternehmen in Deutschland also alles richtig? Nicht ganz. Aus Sicht von IDC ist es dringend notwendig, die Aktivitäten im Data Center weiterhin zu forcieren. Dazu ist es ohne Frage notwendig, gemeinsam mit Anbietern und Providern die komplette Bandbreite der Angebote und Lösungsansätze auszuloten.



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